Freilichtmalerei erfordert körperlichen Einsatz, geistige Flexibilität, Geduld mit dem Wetter, eine Liste zum Abhaken, um nichts zu vergessen - und festes Schuhwerk. Aber vor allem: Respekt und Wertschätzung für die Natur. Für Robert Nodari wurde das Malen unter freiem Himmel seit Jugendtagen zu einer Leidenschaft, die ein Leben lang andauern sollte. Er scheute keine Mühe, um für seine Motive uneinsichtig versteckte Malplätze ausfindig zu machen. Hatte er den Malplatz nach alter Indianerart mehrmals umkreist und als geeignet empfunden, wurde dieser eine Zeitlang sein zweites Zuhause. Versehen mit einer ebenen Fläche für seine aufklappbare Staffelei, einem schattigen Abstellplatz für den Malrucksack, prallgefüllt mit Ölfarbentuben und diversen Malutensilien, sowie für die Thermoskanne mit Kaffee. Wichtig war auch eine nahegelegene Erdgrube für die vielen terpentingetränkten Malfetzen, die er nach dem Pinselauswaschen luftgetrocknet immer wieder verwendete. Wetterkapriolen wie überraschende Wolkenbrüche hielt er ungeduldig abwartend durch. Vorsorglich hatte er stets Reserve- T-Shirts zum Wechseln eingepackt und im Seitenfach des Malrucksacks befand sich immer Lesbares für die Malpausen, zum Beispiel ein kleines Büchlein mit Haikus aus Japan, in das er gerne seine eigenen Gedanken dazuschrieb. Das Bild, an dem er arbeitete, und den Malrucksack mit den Ölfarben, nahm er abends wieder nach Hause ins Atelier mit, die Feldstaffelei ließ er über Nacht zurück. Der Kofferraum seines Fiat konnte Formate von 100x150cm flach liegend fassen, sodass die frisch aufgetragenen und noch weichen Farbschichten beim Transportieren keinen Schaden nahmen. Am darauffolgenden Morgen fuhr er wieder zu seinem Malplatz „unter freiem Himmel“ zurück und malte an dem Motiv weiter, oftmals bis es dunkelte. In den Sommermonaten 1992-95 malte er in den Donau-Auen nahe Wiens eine Werkserie von großformatigen Au-Landschaften. Als letztes Werk entstand als Selbstreflexion das Bild „Selbstporträt wie Baumgruppe“. Mehr Einklang mit der Natur geht nicht. Franziska Nodari